Aus der Geschichte des VDS


Das Heft stammt aus dem Nachlass des VDS-Präsidenten Ernst Werner, der den Verband von 1957 bis 1962 steuerte. Aus der ersten Satzung geht das Gründungsdatum 26. Januar 1910 hervor. An diesem Tag fanden sich in Berlin zwanzig Herren aus zwölf verschiedenen Redaktionen zusammen. Sie verspürten offenbar den Drang, so etwas wie Mannschaftsgeist zu entwickeln, um die Bedeutung des Sportjournalismus bei der Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden zu steigern. Ihr erster Vorsitzender war ein leibhaftiger Flieger-Hauptmann namens Hildebrandt, der jedoch bald Streit mit den Kollegen bekam und schon nach einem Jahr den Abflug machte.

 

Zu seinem Nachfolger wurde Kurt Dörry gewählt, angesehener Chefredakteur des Berliner “Lokal-Anzeiger“. In der Liste seiner Mitstreiter findet sich erstaunlicherweise auch Carl Diem, der als junger Mann damals in Berlin-Moabit wohnte. Wie wir 1960 bei seiner Festrede zum 50-jährigen Jubiläum von ihm erfuhren, hat sich Diem stets als “Ur-Vater” gefühlt. Seine Rede gipfelte in dem Satz: “Wer behauptet, ein Sportjournalist gewesen zu sein, kann nicht die Wahrheit sprechen. Denn ein Sportjournalist ist und bleibt man bis an sein Lebensende.” Zu den Gründungsmitgliedern 1910 zählte auch Eugen Wagener, der bis zu seinem Tod 1965 in Berlin-Friedenau wohnte und nach dem Zweiten Weltkrieg von 1950 bis 1957 VDS-Präsident war. Stets lag ihm das Wachsen des Verbandes auf der Seele und noch kurz vor seinem Tod riet er seinen Besuchern, “endlich den Beitrag zu erhöhen …”

 

Wagener hat sicher auch am Jahresbericht mitgewirkt, der 1911 gewisse Ungeduld erkennen liess: “Das gesellschaftliche Moment fand im verflossenen Jahr nur eine etwas schwache Berücksichtigung, da es sich lediglich auf eine Motorrad-Ausfahrt erstreckte, für die uns einige Mitglieder des Motor-Yacht-Clubs von Deutschland bereitwilligst ihre Fahrzeuge zur Verfügung stellten. Mit einem gesellschaftlichen Abend auf dem Hausboot des Clubs fand diese Veranstaltung einen harmonischen Abschluss, obgleich die Witterung alles andere tat, als dieses Fest zu begünstigen. Sehr erfreulich war die Entwicklung der Finanzen des Clubs, die sich bei der geringen Inanspruchnahme der Kasse zu konsolidieren begann.”

 

Im Bericht des Jahres 1912 findet sich eine erstaunliche Beschreibung der Verhältnisse bei der Kieler Segel-Regatta: “Auf vielen Gebieten im Verkehr mit den führenden Clubs wurde das Verhältnis eine besseres und Abhülfe geschaffen. So stellt der Kaiserliche Yacht-Club in Kiel eine Reihe von Mängeln ab, die bisher als wenig zeitgemäss gerügt werden mussten, unter anderem das Bezahlen der Regattaresultate durch die Vertreter der Presse. Von den auf der Kieler Woche vertretenen Journalisten wurde es mit Freuden begrüsst, dass der Club für den Pressedienst während der Seeregatten eigenst ein Torpedoboot zur Verfügung stellte und dadurch unseren überaus komplizierten Dienst ermöglichte.”

 

Text: Günter Weise