Auf Luthers Spuren

Mehr Kultur geht nicht! VdSBB-Ehrenmitglied Jürgen Holz lockte insgesamt 32 Kolleginnen und Kollegen in einen Komfort-Bus zur Fahrt nach Sachsen-Anhalt. Unser Ziel: Die Lutherstadt Wittenberg und der Wörlitzer Park. Ein bisschen Ehrfurcht flößte es wohl jedem von uns ein, als wir vor der schwarzen Tür der Schlosskirche standen. Luthers 95 in lateinischer Schrift verfasste Thesen sind dort nachzulesen. Natürlich ist die heutige Tür längst nicht mehr das Original - dennoch beeindruckend. Mit der Altstadtbahn zuckelten wir an vier von der UNESCO geschützten „Denkmälern“ mit nachhaltigen Erklärungen vorbei. Schlosskirche, Stadtkirche, hier hielt Luther 2000 (!) Predigten, Lutherhaus und Melanchthonhaus. Wittenberg kann sogar noch ein fünftes Weltkulturerbe vorweisen. Es handelt sich dabei um das Biossphärenreservat Mittlere Elbe, das wir allerdings nur vom Bus aus betrachten konnten.

 

Da wir als aktive oder ehemalige Sportjournalisten unterwegs waren, dürfte auch die Sportstadt Wittenberg interessant gewesen sein. Es gibt nur wenige Städte in Deutschland, aus deren Gemäuer gleich zwei Straßenradweltmeister hervorgingen. So gewann Uwe Raab 1984 die WM der Amateure in der Schweiz und 2008 hechelte Bert Grabsch bei den Profis zum Regenbogentrikot im Contre le Montre, dem Kampf gegen die Uhr. Bert älterer Bruder Ralf Grabsch (44) ist heute Straßenrad-Bundestrainer. Die drei Männer brachten es zu insgesamt 14 Starts (Raab 7. B.Grabsch 4 und R.Grabsch 3) bei der Tour de France. Dazu gewannen Uwe Raab (7) und Ralf Grabsch (2) Friedensfahrt- Etappen. Jedes Jahr wird im Mai am Luther-Denkmal das Radkriterium um den „Generali-Cup“ gestartet. In diesem Jahr schickte Jan Ullrich das Feld auf die 2,1 km lange Altstadt-Schleife. Sieger wurde Pascal Ackermann (Team Bora-hansgrohe). Genau auf dieser Strecke durch die Altstadt bummelten wir den einen Kilometer langen Kopfsteinpflaster-Weg vom Schlossplatz zur Rodunte, um das monomental Gemälde aus der Zeit Martin Luthers zu bestaunen. Der Maler Yadegar Asisi hatte 2003 das gewaltige Kunstwerk mit 20 Helfern geschaffen.

 

Nach dem Besuch der Rotunde brummten wir zum 17 Kilometer entfernten Wörlitzer Park. Die meisten Reiseteilnehmer waren seit 6 Uhr auf den Beinen, da ist es sicher verständlich, wenn um 14 Uhr die Kohlroulade im „Gondoliere“ zunächst mehr zog als das früh klassizistische Schloss von Erdmannsdorff. Gestärkt bekamen wir das beeindruckende Bauwerk bei einer ruhigen Gondelfahrt auch noch zu sehen. Auf die Tour in die Lutherstadt und in den wunderschönen Park von Wörlitz musste auch der schwer sehbehinderte Kollege Wolfgang Schilhaneck, er wird im nächsten Monat 88, nicht verzichten. Kollegin Regina Hoffmann-Schon holte Wolfgang aus seiner Senioren-Residenz ab, betreute ihn den ganzen Tag und begleitete ihn nach unserer erlebnis- und lehrreichen Fahrt mit dem Taxi wieder nach Hause.

 

Text: Manne Hönel

Fotos: Regina Hoffmann-Schon