Dreimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze: Das war die Medaillen-Ausbeute Brandenburger Sportlerinnen und Sportler bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London. Keine schlechte Bilanz im gesamtdeutschen Maßstab, gleichsam Lohn für die beispielhafte und kontinuierliche Arbeit für den Spitzensport, die seit vielen Jahren im Olympiastützpunkt Brandenburg geleistet wird. Was lag also näher, die Wiege des Erfolgs mal selbst in Augenschein zu nehmen. Nachdem die Sommerfahrt des VDS Berlin-Brandenburg 2014 ins Bundesleistungszentrum Kienbaum führte, steuerten knapp 40 interessierte Teilnehmer also diesmal den großzügig angelegten und nach der Wende erheblich modernisierten Trainings- und Ausbildungskomplex in Cottbus an, der seit 2009 mit den beiden anderen Standorten in Potsdam und Frankfurt (Oder) fusioniert ist. „Wir setzen hier voll auf die duale Karriere“, erklärte Wilfried Lausch, Leiter des Olympiastützpunktes Brandenburg, „indem wir die leistungssportliche und berufliche Ausbildung optimal vereinbaren können.“
327 hochtalentierte junge Menschen, davon 80 aus anderen Bundesländern, lernen, schwitzen und wohnen derzeit im Cottbuser Sport-Eldorado, betreut von hochqualifizierten Lehrern, Trainern und engagierten Mitarbeitern, die allesamt stolz sind auf „ihre Medaillenschmiede“. Für einen Elternanteil von nur 230 € pro Monat bekommen die Eliteschüler hier eine Rundumbetreuung und die Chance, vielleicht auch einmal auf einem olympischen Podest zu stehen. Leichtathletikstadion, Velodrom, Lauf- und Turnhalle, Krafträume mit modernem Regenerationsbereich, dazu Schulbereich mit Internat, Mensa, Bibliothek und Freizeiteinrichtungen – all das macht die Komplexität des Olympiastützpunktes in Cottbus aus. Wolfgang Neubert, seit 1993 Schulleiter, zugleich auch Präsident des LSB Brandenburg und des FC Energie Cottbus, verkündet mit einem zufriedenen Lächeln, dass seine Einrichtung 2012 den Titel „Eliteschule des Jahres“ in Deutschland erhalten habe.
Bei einem Rundgang durch die Anlage begegnen wir Martina Willing, Frances Herrmann und Ronny Ziesmer, die sich auf ihre nächsten paralympischen Wettbewerbe vorbereiten, beim Speerwurftraining. Später haben wir in einer Talkrunde Gelegenheit, mehr über die Freuden und Probleme von Spitzenathleten zu erfahren, die im Olympiastützpunkt Cottbus ihr Zuhause haben. Frances Herrmann, zugleich Athletensprecherin im Deutschen Behinderten-Sportverband, erklärt uns das äußerst komplizierte Bewertungssystem der unterschiedlichen „Schadensklassen“ und wünscht sich zugleich noch mehr Verständnis für einen subtilen journalistischen Umgang mit dieser Materie.
Für Antje Möldner-Schmidt, die Europameisterin im 3000 m-Hindernislauf, sind die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro das große Ziel. Eine Krebsdiagnose hatte sie 2010 für eine Zeit aus der Bahn geworfen. Doch die sympathische Leichtathletin kam zurück. Auch sie wurde schon von Läuferinnen geschlagen, die sich nachgewiesenermaßen unerlaubter Substanzen bedient hatten. Deshalb begrüßt Möldner-Schmidt auch unumwunden das geplante Anti-Doping-Gesetz.
Keine leichte Kost für eine sommerliche Ausflugsfahrt, aber gerade gut und wichtig für den sportjournalistischen Alltag danach. Zeit zur „Verdauung“ des Gesehenen und Gehörten bot sich dann am Nachmitttag bei einem Spaziergang durch den malerischen Branitzer Park und eine Besichtigung des Schlosses, in dem es sich einst Fürst Pückler hat gut gehen lassen. Ihm gleich taten wir es dann auch – allerdings nicht bei dem nach ihm benannten Eis, sondern bei Kaffee und Kuchen aus der Schloss-Konditorei. Alles in allem eine gelungene Melange, die Vorstandsmitglied Herdin Wipper für das diesjährige VDS-Sommerfahrts-Gefolge perfekt zubereitet hatte.
Text: Stefan Frase, Fotos: Regina Hoffmann-Schon, Peter Herrmann