Es waren kurzweilige und sehr gut besuchte 90 Minuten beim Berliner Tagesspiegel. Entscheidenden Anteil daran hatten Torsten Mattuschka, die Klub-Ikone des 1. FC Union, und der frühere Hertha-Trainer Karsten Heine. Dabei drehte sich das Gespräch unter der Leitung von FuWo-Chefredakteur Horst Bläsig und dem freien Journalisten Matze Koch um die jüngste Geschichte der beiden Klubs, die vermeintliche Ost-West-Rivalität der Fans, den gewünschten Stadionneubau der Hertha und um die Einstellung, mit der beide Mannschaften das erste Bundesliga-Lokalderby 30 Jahre nach dem Fall der Mauer bestreiten dürften.
Foto: Ronny Müller
Der frühere Union-Profi und Hertha-Trainer Karsten Heine (64) konnte der Rivalität der Fans nichts abgewinnen. "Warum müssen die Fronten so verhärtet sein? Wir leben doch in einer Stadt." Sicher gäbe es so genannte Hardcore-Fans. Aber wenn es über die rein sportliche Rivalität hinausginge, dann sei das schade. "Warum man sich emotional nach der Verbundenheit vor der Wende so voneinander entfernt hat, darauf kann mir bis heute keiner eine richtige Antwort geben."
Torsten Mattuschka (39), neun Jahre alt, als die Mauer fiel, sah das ähnlich. "In anderen Städten wie London geht das ja auch." Mattuschka, mittlerweile Co-Trainer von Heine beim Regionalligisten VSG Altglienicke, schwärmte einmal mehr von der Atmosphäre An der Alten Försterei. "Die Stimmung ist unverwechselbar. Ich kann gut verstehen, dass sich Hertha BSC ein reines Fußball-Stadion wünscht." Und Karsten Heine, der immer noch in Köpenick lebt und dessen Familie eingefleischte Unioner sind, ergänzte: "Die Stimmung beim Pokalfinale ist einmalig. Nur wann ist bei Heimspielen der Hertha die Hütte wirklich voll? Ein Stadion für rund 45.000 Besucher – das wäre es doch."
Einig waren sich beide auch bei den Perspektiven der beiden Klubs. Egal, wer das Spiel gewinne: Für Union hätte der Klassenerhalt absolute Priorität. Und wenn die Hertha am Ende im oberen Tabellendrittel mitspiele, könnten alle zufrieden sein.
Hanns Ostermann