22. Oktober: Sport.Politik.Berlin - Impulse aus der Hauptstadt

Doping - Ich kann es nicht mehr hören! Ändert die Diskussion über Doping das Verhältnis der Bevölkerung zum Sport?

Rund 80 ZuhörerInnen dürften sich nach der Veranstaltung zufrieden auf den Heimweg gemacht haben: Die Diskussion und anschließende Fragerunde in den Räumen der DKB waren kurzweilig, informativ und relativ harmonisch. Offener Streit zwischen den Protagonisten, die der Einladung des Verbandes der Kaufleute und Industrieller (VBKI) und des Verbandes der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg (VdSBB) blieb jedenfalls aus.

 

IOC tut zu wenig

ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt kritisierte nicht nur korrupte Staaten, die den Spitzensport mit pharmakologischen Mitteln ins Verderben stürzten und Athleten keine andere Wahl ließen als zu dopen. Nicht nur Russland oder Kenia gehörten zu den schwarzen Schafen, auch das Internationale Olympische Komitee tue zu wenig. Zugleich äußerte Seppelt aber auch Verständnis für die Lage der einzelnen Athletinnen und Athleten: "Wer zehn Jahre lang Tag für Tag hart trainiert und an seinem Leistungslimit angelangt ist, befindet sich an einer Weggabelung. Mache ich weiter wie bisher, komme international aber nicht voran? Oder hoffe ich auf die Wirkung von EPO oder anderen Substanzen, um mit der Weltelite mitzuhalten?" Von olympischem Gold oder einem Sieg bei der Tour de France profitierten nicht nur SportlerInnen selbst, so Seppelt. Dank der öffentlichen Aufmerksamkeit bekämen u.a. auch Sponsoren, Ärzte und Manager etwas vom "Kuchen" ab.

 

"Kein Erfolg um jeden Preis"

DOSB-Präsident Alfons Hörmann betonte vor allem die Haltung des deutschen Spitzensports. "Wir wollen keinen Erfolg um jeden Preis", so der Unternehmer aus dem Oberallgäu. "Wir verteidigen das Fairplay als grundsätzliches Prinzip des Sports". Zugleich gelte eine Null-Toleranz Dopern gegenüber, auch wenn die Kommerzialisierung den Sport schwer unter Druck setze. Hörmann begründete ein Elite-Team des deutschen Sports als Ergebnis der jüngsten Reform auch damit, diesen Athleten finanziell stärker unter die Arme greifen zu können als bisher. Verbunden sei damit die Hoffnung, weniger anfällig zu sein. Und was ist mit Deutschen Meistern, die wegen mangelnder Endlauf-Perspektiven nicht für Europa-, Weltmeisterschaften oder Olympischen Spiele nominiert werden, wollte Seppelt wissen? "Warum sind sie nicht automatisch dabei?" Starker Beifall deutete an, dass viele diese Haltung – trotz der internationalen Regularien – teilten.

 

Es fehlt Geld

Sehr klar und eindeutig die Position von Dominic Müser. Der Senior Manager der Anti-Doping Services aus München wünschte sich, insgesamt "proaktiver zu werden". Noch immer seien dopende Athleten und ihre Ärzte kreativer und weiter als die Kontrolleure oder Wissenschaftler. Hier fehlt eben Geld, wenn das milliardenschwere IOC der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) nur 17 von 34 Millionen Dollar zahlt, die Hälfte des jährlichen Haushalts. Und der DOSB sich mit nur 400 000 Euro an der Finanzierung der nationalen Einrichtung beteiligt, um Doping-Kontrollen zu ermöglichen.

 

Ob die Diskussion über Doping das Verhältnis der Bevölkerung zum Sport geändert habe, blieb an diesem Abend unbeantwortet. Fest steht, dass ein Teil der Medien reagiert haben. Insbesondere die ARD mit ihrer Doping-Redaktion sei mittlerweile akzeptiert, so Seppelt.

 

Hanns Ostermann