"Liebevoll und verschmitzt"

Nachruf auf Werner Preiß (3.10. 1924 - 24.10.2016)

 

Mit Gelassenheit verabschiedete sich Werner Preiß aus dieser Welt. Der Geist war noch wach, der Körper aber müde. Friedlich ist der gebürtige Leipziger im Alter von 92 Jahren zu Hause in Berlin-Johannisthal für immer eingeschlafen.

 

Er gehörte zu den Ersten, die sich Verdienste erwarben um das Fernsehen im Osten Deutschlands. Seine journalistische Ausbildung nach der Kriegsgefangenschaft begann beim Radio in Berlin. Nächste Stationen waren die Rundfunksender in Weimar, Leipzig und Berlin. Anfang der 60er Jahre wechselte Werner Preiß zum Deutschen Fernsehfunk (DFF) nach Berlin-Adlershof und war dort zunächst für den Bereich „Kinder, Jugend und Sport“ verantwortlich. Als die Sportredaktion wegen des erhöhten Sendeanteils aufgestockt werden musste, gehörte er zum Stab der Redakteure.

 

1962 wurde Preiß einer der Vertreter für den damaligen Chefredakteur Werner Cassbaum. Neben den administrativen Aufgaben gestaltete er Reportagen und Porträts, berichtete von Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen. Der Einsatz von Hubschrauberkameras, die Luftbildaufnahmen ermöglichten – beispielsweise bei der Internationalen Friedensfahrt, dem größten Amateur-Radsport-Rennen - gehörte auch zu seinen Verdiensten.

 

Als Ende der 60er Jahre das 2. Programm des DDR-Fernsehens entstand, wurden junge Mitarbeiter für die Sportredaktion gesucht und von Werner Preiß getestet. Einer von ihnen war Dirk Thiele, heute anerkannter Reporter bei EUROSPORT, der über seinen Mentor von damals schrieb: „Von der Nachricht, über kleine Filme, redaktionelle Hilfsdienste – wir haben alles gelernt. Es war eine gute Schule! Er wirkte nach außen oft schroff, aber er hatte einen weichen Kern.“ „Werner war ein liebevoller und verschmitzter Dino unserer Branche“ sagt Kollegin Regina Hoffmann-Schon aus Berlin-Britz. Beide hatten sich bei Veranstaltungen im VdSBB kennen und schätzen gelernt. Regina hatte bis zum Schluss enge freundschaftliche Kontakte zu Werner Preiß und dessen Frau Christa. Sie fuhr mit ihnen in die Umgebung Berlins, unternahm Gesundheitsreisen, weil Werner nur noch einen Rollator steuern konnte.

 

Zwei Leidenschaften von Werner seien noch erwähnt: zum einen der Pferdesport - die Galopprennbahn Hoppegarten mit allen Höhen- und Tiefen. Den Pferdesport hat er auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben 1991 bis zuletzt begleitet. Und zum anderen das Skatspielen mit den Kollegen. Selten fehlte er beim Weihnachtsskat und häufig verließ er ihn als Sieger. Und man lese und staune, der Kenner der Trabrennbahn von Berlin-Karlshorst war auch ein Fan der Karlshorster Jazzfreunde. Noch im Sommer genoss er deren Konzert mit Sängerin Uschi Brüning. Die ehemaligen Kollegen des DFF werden Werner Preiß nicht vergessen.

 

Text: Udo Wandtke; Fotos: Regina Hoffmann-Schon