Ulrich Bretall (21.01.1941- 13.02.2019)

Ulrich Bretall (Foto: privat)
Ulrich Bretall (Foto: privat)

Er war ein profilierter TV-Studioredakteur und wohnte von mir fünf Hauseingänge weiter. Wir

fuhren zu ehemaligen Adlershofer Fernsehzeiten oft wechselseitig mit dem Auto zum Studio. Meist entwickelte er dabei seine Vorstellungen, wie vieles umzusetzen sei. Private Dinge standen hintenan.

 

Seine Sendevorbereitungen in der Sportredaktion waren pointiert. Jeder seiner "Mitstreiter" wusste genau, was von ihm erwartet wurde. Und wenn es dann während einer "Sport aktuell"-Sendung einmal, meist technische Komplikationen gab (zu jener Zeit geschah das öfter), war er es, der schnell Auswege fand. Seine Arbeitsweise qualifizierte ihn von 1980 an, Schichtleiter in den Olympiastudios zu sein.

Ullis Weg zum Fernsehmann führte nach dem Journalistik-Studium in Leipzig über ein Volontariat bei der "Märkischen Volksstimme" zum DDR-Fernsehen nach Adlershof. Zunächst zur Jugendredaktion, wo er 1973 Gründungsmitglied und Redakteur der populären Sendung "Rund" wurde (u.a. 1974 DDR-Auftritt ABBA). Bei seiner Vielseitigkeit (immer um Aktualität bemüht) und der Begegnung mit zahlreichen Spitzensportlern erwuchs sein Wunsch, in die Sportredaktion zu wechseln. Das geschah 1976. Hauptgebiet - natürlich Fußball, was bei dem ehemals Aktiven bei Rotation Babelsberg (2.Liga) auf der Hand lag. 1991 gehörte er beim Deutschen Fernsehfunk (DFF) zu den Letzten, die entlassen wurden, da er als Betriebsratsmitglied in die Abwicklung des Senders unter Mühlfenzl eingebunden war. 

 

In der Nachwendezeit kam er schließlich ins Berliner Studio von RTL, wurde da bald dank seiner Qualifikation Redakteur und Koordinator des Mittagsmagazins "Punkt 12". Was ihn bei RTL beeindruckte, war die sendereigene Journalistenschule. "Für ihn die Beste", wie seine Frau Angela, eine Übersetzer- und Dolmetscherin für ungarisch und russisch, sagt. So nahm er sich als Mentor verschiedener jungen Talente an, u.a. der Moderatorin Kay-Sölve Richter. 2006 war ich zur Abschiedspartie eingeladen. Beeindruckt konnte ich ermessen, wie beliebt Ulli bei seinen jungen Kollegen war. Sie produzierten für ihn ohne sein Wissen eine Sendung "Punkt 12", die sendereif war. In den Erinnerungen wird er weiterleben bei uns Alt-DFFlern, bei den Kollegen vom Studio am Schiffbauerdamm und vor allen seiner Familie.     

 

Helmut Gerhardt